3 thoughts on “Der Ketzerpodcast interviewt „Die fröhlichen Gottlosen“

  1. Da ich nicht weiß, ob Ihr die Kommentare auf dem Ketzerpodcast-Blog mitlest, poste ich das hier einfach nochmal. 😉
    https://ketzerpodcast.wordpress.com/2016/06/08/hamburg-tornado-strafe-gottes-fuer-atheistische-radiosendung/
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    Hey, danke für diese Folge. Ich werde da auch mal bei den fröhlichen Gottlosen reinhören.

    Mein Senf:
    1. Ich finde PC richtig und wichtig.
    PC bezieht sich auf die Ausdrucksweise und nicht auf Free Speech.
    PC als Synonym für Zensur umzudeuten ist das Werk rechter Demagogie, der Ihr da leider auf den Leim gegangen seid.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Politische_Korrektheit
    Ich kann auch frei meine Meinung sagen ohne den Begriff „Neger“ zu verwenden.

    2. Wenn AfDler oder andere der Neuen Rechten sich über die „Bereicherung“ von unternehmen (so auch die Kirchenunternehmen) aufregen, dann tun sie das nicht, weil sich die Kirchen bereichern, sondern weil den Flüchtlingen geholfen wird. Notfalls wendet man sich dann auch gegen die Kirchen, da von denen kaum Rückhalt erfahren wurde. (Lediglich die Fundis unterstützen die AfD.)
    Stichwort: Asylindustrie
    http://www.kopp-verlag.de/Die-Asylindustrie.htm?websale8=kopp-verlag&pi=946400
    Die Unlogik die dahinter steckt ist die, dass auf der einen Seite viel Geld für Flüchtlinge ausgegeben wird, aber dann mit aller Gewalt nicht daraus geschlussfolgert wird, dass es auch irgendwohin fließt. (Binnenmarkt)
    So wird der Kreis nicht geschlossen und ein separater Kritikpunkt aufgemacht: Die Helfer helfen ja nur den Flüchtlingen, weil die sich dadurch bereichern können!!!11elf Sie schaden DEM VOLK™, um sich selber zu bereichern!!!11elf
    Dieser Unlogik folgend ist auch der Bäcker, welcher nur mehr Brötchen verkauft, teil der Asylindustrie.
    Dabei ist es doch völlig in Ordnung, dass Leute und Firmen (Sicherheitspersonal, Container-Bau, Baufirmen, Angestellte in der Verwaltung…) an ihren Diensten entsprechend entlohnt oder vergütet werden. Meinetwegen könnte das noch weiter gehen und viel mehr Personal sollte entlohnt statt nur ehrenamtlich beschäftigt werden. Das eine Firma Geld verdient, weil diese einen Auftrag zum Wohle der Flüchtlinge übernommen hat ist genauso legitim, wie eine Firma die eine Schule saniert, eine Ampel installiert oder für eine JVA kocht.
    Das sehen die AfDler aber anders.
    Auch Kirchen können als private organisation daran Geld verdienen. Jedoch tun sie so, als würde das alles aus „Nächstenliebe“ geschehen und als wäre das kein profitorientiertes Unternehmen. Das ist zu kritisieren. Nicht aber die Hilfe an den Flüchtlingen.

    3. Schon gelesen?
    Nicht nur Hamburg, auch das Unwetter in BW war Strafe Gottes:
    https://astrologieklassisch.wordpress.com/2016/05/30/gott-zuechtigt-baden-wuerttemberg-fuer-den-perversen-lehrplan-schulunterricht/
    ^^

    Gruß
    Fabian

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    Ob das Auspiepsen des Wortes „Fuck“ zu PC gehört, weiß ich gar nicht. So sehr stecke ich nicht in der Materie. Ich komme ja eher aus der „Kritiker“-Ecke der Rechten, mit denen ich mich vorrangig beschäftige. Ob „Fuck“ überhaupt zu den unkorrekten Begriffen gehört, weiß ich gar nicht.

    USA ist auch heute noch ein Land der gegensätzlichen Extreme. In der Filmindustrie, der Musik und in anderen Bereichen wird „Fuck“ fast kontinuierlich geschrieben, gesungen und gesagt.
    Siehe Hot Dog, von Limp Bizkit mit 48 Fucks:
    https://youtu.be/bJeiBwTzTrM
    Oder The Big Lebowski mit 260 fucks:
    https://youtu.be/EXT0gOk1Ogw
    https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_films_that_most_frequently_use_the_word_%22fuck%22
    Aber wehe, Du benutzt den Begriff in der Öffentlichkeit.

    Auch ein gutes Beispiel: Die meisten Pornos weltweit werden in den USA oder durch US-Amerikaner produziert, jedoch sind viele von Ihnen in den USA verboten. (Quelle finde ich nicht mehr.)

    Ich denke einfach, die Ursache hierfür ist nicht bei PC sondern wo anders zu suchen.

    Auch habe ich bisher nie gelesen oder gehört, dass Religionskritik oder Kirchenkritik jemals mit PC abgebügelt wurde. Viel mehr sind das doch Tabu-Argumente.
    Wie hat das mal eine Richterin gesagt? Man habe Religionen zu respektieren? Das ist ein normatives Argument und keines aus der PC-Ecke. (Wobei PC auch normativ ist, aber eben nicht auf Inhalte abzielt.)

    Ergänzung:
    Mein Standpunkt ist der, dass man Widerstand gegen Kirchenkritik nicht mit „Scheiß PC“ entgegnen sollte.
    Erstens unterstützt man damit das rechte Narrativ, dass PC Zensur sei und zweitens sollte man sich nicht unsachlich verhalten, nur weil es das Gegenüber tut.

    Gruß
    Fabian

    1. Hallo Namensvetter,

      vielen Dank für dein Crossposting.

      Deiner Kritik kann ich in weiten Teilen zustimmen. Im Interview habe ich den Begriff PC zu weit gefasst. „Fuck“ in der Öffentlichkeit nicht sagen zu dürfen, gehört nur bedingt zu PC.

      „Mein Standpunkt ist der, dass man Widerstand gegen Kirchenkritik nicht mit „Scheiß PC“ entgegnen sollte.“ Da stimme ich dir nur bedingt zu. Wenn ich pauschalisiert diese Kritik äußere ist das falsch, trifft es aber in der Sache zu, dann ist es auch nicht unsachlich.

      Ein beliebtes Beispiel für PC (in diesem Fall politisch korrekte Sprache) ist der im amerikanischen benutzte Begriff Nigger/Negro. Durch PC hieß dann blacks, später coloureds, jetzt african-american. Hier wurde immer wieder ein Begriff durch einen neuen ersetzt, um zu vermeiden, gesellschaftlichen Rasssismus auf sprachlicher Ebene wider zu spiegeln. Da sich am tatsächlich Rassismus nicht viel getan hat, wurde der neu eingeführte Begriff abgewertet, ein neuer wurde gebraucht. Diese Euphemismus-Spirale zeigt m.E. die Unnützigkeit (kann man das sagen?) von PC.
      Ein bisschen ist es auch in Deutschland bei Atheisten der Fall, so mein Eindruck. Der Begriff Atheist ist bei vielen stark negativ konnotiert. Viel lieber benutzen sie dann den Begriff Humanist. Hier sind m.M.n. ähnlich strukturelle Prozesse am wirken. Allerdings sehe ich nicht, dass wir mit dem Begriff Humanist in eine solche Euphemismus-Spirale eintreten könnten.

      1. Hallo Fabian,
        (Jedesmal wenn Du vorgestellt wirst, schrecke ich kurz auf. Mal sehen, wann ich mich daran gewöhne. ^^)

        vielen Dank für die schnelle Antwort.
        Leider muss ich Dir in jedem Punkt widersprechen. Ich hoffe aber, dass sachlich begründen zu können.

        Zu Punkt 1 und 3:
        Angriffe auf Den Atheismus™ oder der Religions- bzw. Kirchenkritik wird niemals mit PC begründet. Zu mindest habe ich das noch lie erlebt.
        Demzufolge ist eine Entgegnung wie „Scheiß PC“ immer unsachlich, da dies „niemals“ zutrifft. (Zu Sicherheit sage ich mal, in den aller meisten Fällen.)
        Der Begriff „Neuer Atheismus“ ist eine Fremdzuschreibung der Theisten für die Atheisten. Ähnlich wie wir es bei den „Neuen Rechten“ sehen. Solche Zuschreibungen sind nur dann legitim, wenn a) diese Klassifizierung begründet ist oder b) die Gruppe sich selbst so bezeichnet. Beides ist hier aber nicht der Fall.
        Im Falle der Neuen Rechten zeigen sich ganz klare Unterschiede zu den Rechten und Neonazis deren Anschauungen noch in den 80ern weit verbreitet waren und auf den Nationalsozialismus fußen. Unterschiede sind hier ganz klar in den Methoden und den Argumenten zu finden und auch in der Intellektualisierung der Ideologie. Vertreter sind hierfür weite Teile der AfD, die Identitären oder Götz Kubitschek mit seiner Kampagne „Ein Prozent“ oder seinem Magazin „Sezession“. Diese Unterscheiden sich sehr deutlich von den Vertretern der alten Schule wie NPD und Der III. Weg.
        https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Rechte

        Solche Unterschiede sind zwischen dem Alten Atheismus und dem Neuen Atheismus nicht zu finden. Weiterhin ist das keine Selbstbezeichnung.
        Das hat Schmidt-Salomon wunderbar ausgearbeitet:
        https://www.youtube.com/watch?v=GIj3oGwd9gk&feature=youtu.be&t=8m41s

        Dass Schmidt-Salomon, Möller und Co. einen größeren Wert auf den Humanismus statt auf den Atheismus legen ist aus mehreren Gründen nachvollziehbar. Dass sie den Begriff Atheismus aber ganz meiden und lieber auf den Agnostizismus verweisen hingegen nicht. Vielleicht ist der Begriff Atheismus (Neuer, militanter, fundamentaler,…) verbrannt, aber das hat mit PC nichts zutun. Wenn, dann hat es eher was mit dem orwell’sschen New Speech zutun und selbst dann sollte man diesen Begriff nicht den Apologeten überlassen.

        Zu 2. PC:
        Generell ist anzumerken, dass ein in der Wissenschaft gut begründetes Konzept in der Praxis falsch umgesetzt werden kann.
        Wir sehen das bei dem artverwandtem Thema gendergerechte Sprache.
        Beiden liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Sprache Bewusstsein schafft. Frei nach Marx: Das Sein bestimmt das Bewusstsein.
        Daraus jetzt aber abzuleiten, dass in jeder Form und bei jeder Gelegenheit eine maximal inkludistische Ansprache und Begriffswahl zu verwenden sei, hat sich schnell als Irrsinn herausgestellt. Wir sehen also, eine Erkenntnis lässt sich nicht immer einfach anwenden. Deshalb finde ich auch die Regelung gut, dass jeder Autor seine Art der Ansprache frei wählen kann. Damit können alle Leben, bis auf die Krawallist*innen, welche sich immer aufregen.
        Anders sieht es bei PC aus. Dort sollten die Bezeichnungen nicht diejenigen auswählen dürfen die bezeichnen, sondern die, die bezeichnet werden.
        Begriffe wie „Neger“, „Nigger“, „Mohr“ entstammen der Kolonialzeit und waren immer abwertend gemeint. Sie dienten als Bezeichnung eines niederen Menschen, Menschen 2. Klasse oder sprachen Farbigen sogar das Menschliche ab. Anders sieht es natürlich in den Teilen der Erde aus, wo POC 😉 selten bis gar nicht anzutreffen waren, wie etwa in der frühen Bundesrepublik oder im Ostblock bis tief in die 90er Jahre hinein. Diese Menschen verwendeten diese Begriffe nicht als Abwertung, sondern meistens als reguläre Bezeichnung, weil sie es nicht besser wussten. Farbigen gegenüber aber wurde dieser Begriff „immer“ (unbedarfte Verwendung mal ausgenommen) rassistisch und abwertend gemeint. Daher ist es nachvollziehbar, wenn sich diese Menschen gegen die Verwendung des Begriffes wehren. Dass sich die Suche nach Alternativen als recht schwierig herausgestellt hat, ändert nichts an der Notwendigkeit und Richtigkeit diesen unsäglichen Begriff zu meiden.
        Also Nein, PC ist nicht unnütz, es ist nützlich, richtig und wichtig.
        PC soll den Status Quo des Rassismus nicht ändern, er soll ein Ausdruck des geänderten Rassismus sein. Wie weit wären wir denn in dieser Debatte, wenn wir an die Begriffe der Kolonialzeit festhalten würden? Wie würde man reagieren, wenn man bei Farbigen über „Sklaven“ sprechen würde, was der Begriff „Neger“ ausdrückt. Wie würde man bei „Bimbo“ oder „Mulatte“ reagieren? Aber „Neger“ soll legitim bleiben? Nein.
        PC ist richtig und wichtig und gewiss nicht unnütz.

        Gruß
        Fabian

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